
„Deutschland ist eine Unfall“, erinnert sich Anita Honis Bohländer. Die Jazzsängerin kommt 1964 von New York / Harlem nach Frankfurt. Im Jazzkeller begegnet sie einem Mann mit runder schwarzer Brille der nicht wie ein Musiker aussieht, sondern eher wie ein Professor. Sie verliebt sich sofort in ihn, heiratet und bleibt in Frankfurt.
Im Nachkriegsdeutschland existiert im zerbombten Frankfurt ein legendärer Untergrundclub. Eine Idee von Carlo. Hier wird richtig gejazzt. Tagsüber ist der Keller ein Proberaum, abends verwandelt er sich in eine nicht enden wollende Jamsession. Die Atmosphäre ist atemberaubend. Musiker aus aller Welt finden hier zu improvisierten Jamsessions zusammen. Gagen gibt es hier nicht, dafür aber reichlich Schnaps. Der Club ist bei den konservativen Älteren als „Jazzhölle“ berüchtigt, für die jungen Musiker ist er ein Ort der Freiheit.
In bildhaften und lebendigen Schilderungen erinnern sich die früheren Weggefährten von Carlo Bohländer an den Keller und diese Zeit. Der bekannte Konzertveranstalter Fritz Rau, der viele Rockgrößen nach Deutschland holte und selbst eine sehr enge Bindung zum Jazz hat, würdigt den Musikkenner und Jazztheoretiker Carlo Bohländer und beschreibt die Atmosphäre im Jazzkeller sowie die Nachkriegszeit in eindrucksvollen Bildern.
Saxophonist Gustl Mayer lässt den Vollblutmusiker Bohländer zu Wort kommen und beschwört das Nachkriegs-Frankfurt, das nicht nur als Wohlstandskind, sondern vielmehr als weltoffene und sehr moderne Metropole erscheint. Nach und nach fügen sich die Aussagen der verschiedenen Zeitzeugen, darunter Paul Kuhn, Bill Ramsey, Keith Copeland, Werner Wunderlich (Veranstalter der Open-Air-Konzertreihe „Jazz im Palmengarten“), Dusko Goykovich (weltweit bekannter serbischer Trompeter), Günter Lenz (deutscher Jazzbassist und –komponist aus Frankfurt) u. v. a. zu einem berückenden Puzzle zusammen, begleitet immer von bekannten Jazz- und Swingmelodien. Dazu gesellen sich Ansichten der modernen Mainmetropole, deren heutige Skyline unter wolkenverhangenem Himmel so trefflich zur silbernen Melancholie der Jazzmusik passen will wie sonst vielleicht nur Manhattan.
Der Film ist ein farbiges Porträt über einen außergewöhnlichen und vielschichtigen Menschen, mit Genie, Witz und einem unglaublichen Enthusiasmus, der alle ansteckte. Eine komplizierte und berührende Liebesgeschichte eines für die damalige Zeit sehr ungewöhnlichen Paares. Und eine Hymne an die Musik der Freiheit nach der bedrückenden und schmerzvollen Erfahrung des Nationalsozialismus. Der Jazzkeller, der Swing, der Jazz und Carlo Bohländer bauten Brücken zwischen den Nationen und machten es möglich, dass die Welt in Frankfurt wieder zusammenfand, wenigstens für eine Jamsession lang.
Der Film macht deutlich, wie der Enthusiasmus und die Musik es schafften, scheinbar mühelos Grenzen zu überwinden und Menschen zusammenzubringen. Diese Botschaft scheint auch über Zeiten hinaus Gültigkeit zu bewahren – getreu dem Motto: „Keep Swingin’“.